Bis zur Pause in Boshaft – Kritik Max Uthoff

Max UthoffMax Uthoff: „Gegendarstellung“

von Gilles Chevalier

BERLIN – Mit seinem dritten Solo-Programm „Gegendarstellung“ ist Max Uthoff schon ganz schön rumgekommen. Nach der Premiere am 10. Oktober 2014 im Bonner Pantheon und drei Vorstellungen im Hamburger Polittbüro und im Münchener Lustspielhaus gastiert der smarte „Anstaltsleiter“ für vier Abende im Berliner Mehringhoftheater.

„Wer immer dasselbe sagt, hat Recht!“, postuliert er in sein Megaphon und versorgt die Zuschauer minutenlang mit Plattitüden. Der Witz dabei: Diese Plattitüden kann man täglich hören. Ob am Stammtisch oder in der Talkshow. Solche Sprüche, wie „Der Markt wird es schon richten“, fallen im Alltag gar nicht mehr auf. Hier setzt Uthoff an. Er hat nachgedacht, die Sprüche entlarvt und wurde dabei wütend. Diese Wut entlädt sich im ersten Teil des Abends.

Er zieht vom Leder, als ob er die deutsche Sprache um das Verb „uthoffen“ als Steigerung von „böse sein“ bereichern wollte! Nichts ist vor seinem in feine Sätze gekleideten Groll sicher: Nicht der Weltmeistertitel im Fußball, auch nicht der Verfassungsschutz und schon gar nicht die Politiker. Zu jedem hat er eine Boshaftigkeit parat: Peter Gauweiler ist für ihn „ein juristischer Terror-Mops“ und Sigmar Gabriel schlichtweg „too big to fail“.

Natürlich betreibt Max Uthoff Medienkritik, das ist in Mode. Der Journalist löst gerade in vielen Kabarettprogrammen den Beamten ab. Derzeit zieht man lieber den Radakteuren als der Bahn eins über. Auch das „Kriegsgeschrei“ der Medien behandelt Uthoff am Stichwort Ukraine in vielleicht zwei Dutzend Sätzen. Dabei bekommt auch der russische Präsident Putin sein Fett weg – in einem einzigen Satz, der ihn als Despoten bezeichnet!

Dicht gedrängt wirft Uthoff seine Denkergebnisse in den Saal. Da gibt es keinen Weg zum Ergebnis, da gibt es nur Ergebnisse. Dieser Mann untersucht nicht mehr – er ist einfach nur in Boshaft! Konzentriert muss man seinen Ausführungen lauschen, sein ewig gleicher maliziöser Singsang ist ebenfalls keine verständniserleichternde Maßnahme.

An szenische Darstellungen wagt sich Uthoff erst nach der Pause. Das ist schade, denn ein paar Momente mehr Entspannung hätten dem Abend gut getan. Und Uthoff weiß, Szenen zu spielen! Grandios, wie er ein Gespräch mit einem bekifften Kabarettbesucher darstellt oder den Vorhang liftet, um Angela Merkels Teestunde bei den feinen Damen der Großindustrie zu zeigen.

Nach der Pause ist Uthoff gelöster. Seine Figur aus dem ersten Teil hat er völlig abgelegt. Der Anzug und die schmale schwarze Krawatte sind zwar noch an ihm, aber jetzt lädt er die Zuschauer zu seinen Gedankengängen ein. Gemeinsam mit dem Publikum erarbeitet er seinen Toleranzbegriff: „Toleranz bedeutet für mich, alle Religionen gleich zu verachten!“ Auch den Kapitalismus, der inzwischen zur Religion aufgestiegen ist. Uthoff entzaubert den Mythos, Reiche vor Steuererhöhungen schützen zu müssen und packt das Gespenst der Staatsverschuldung beim Kragen.

Er feilt am gesellschaftlichen Feindbild des Langzeitarbeitslosen so lange, bis die Würde des Menschen zu Tage tritt. Wieso, fragt Uthoff, heißt es heute eigentlich „Hartz IV-Empfänger“? Empfängt da vielleicht jemand etwas, das ihm gar nicht zusteht? Denn im Grunde genommen geht es ihm um die Würde, dieses Verfasssungsrecht. Dafür darf er sich vor der Pause auch gerne die Hörner abstoßen.

© 2014 BonMot-Berlin Ltd
Foto: Michel Neumeister

Max Uthoff spielt sein Programm „Gegendarstellung“ noch einmal am Sonnabend,
18. Oktober 2014 im Berliner Mehringhoftheater. Karten könnten sehr knapp werden! Tel. 030.691 50 99

Wiedersehen kann man ihn dort auch vom 24. bis zum 26. Juni 2015. Tel. 030.691 50 99 oder HIER online bestellen.
Oder bereits beim Politischen Aschermittwoch in Berlin, am 18. Februar 2015.

Homepage Max Uthoff mit weiteren Tourterminen – Homepage Mehringhoftheater – alle liveundlustig-Artikel über Max Uthoff

3 Gedanken zu “Bis zur Pause in Boshaft – Kritik Max Uthoff

  1. Roman zahradnik 30. Dezember 2015 / 18:20

    Hallo Herr M.Uthoff,solche Menschen wie Sie müsste es mehr geben,damit das schlafende Volk munter wird !
    Ich wünsche ihnen weiteren Erfolg in Ihren Berufsleben und ein gesundes neues Jahr 2016

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