Wolfram Weimer bringt „Pardon“ zurück an den Kiosk

Pardon LogoZweite Wiederbelebung des Satire-Klassikers

MÜNCHEN (kress/ rs) – Wolfram Weimer, ehemaliger „Welt“-, „Cicero“-, und „Focus“-Chefredakteur und bislang nicht vorrangig als Humorist in Erscheinung getreten, belebt die Satirezeitschrift „Pardon“ wieder. „Irgendwann zwischen 11.11. und Nikolaus“, so der Verleger, erscheint zunächst eine Jubiläumsausgabe zum 50. Geburtstag des Titels. Künftig könnte er wieder regelmäßig herauskommen.

„Ich hatte die Idee dafür schon vor zwei Jahren und bin immer am Weiterlesen

Thomas Gsella: Reiner Schönheit Glanz und Licht – Ihre Stadt! im Schmähgedicht

Sein Buch! im Schmähbericht

(ah) – Man suche sich eine beliebige deutsche Stadt, finde ihr oberflächlichstes Klischee und ziehe in Gedichtform darüber her. Dem füge man eine holprige Metrik und jede Menge Vulgärausdrücke hinzu – fertig ist ein Schmähgedicht von Thomas Gsella.

Cover Gsella © EichbornDer ehemalige Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“ hat seine Gedichte der „Spiegel Online“-Kolumne „Ihre Stadt“ nun in einem Buch zusammengefasst. Was einzeln und wohldosiert noch für ein Schmunzeln sorgen mag, raubt in Buchkonzentration Nerven und Leselust.

Weder sind Gsellas Gedichte inhaltlich einfallsreich, noch lyrisch ansprechend. Für ihn scheinen Schimpfwörter gleichbedeutend mit Komik zu sein und sein Umgang mit Wörtern pervertiert die „künstlerische Freiheit“ zum „künstlerischen Radikalliberalismus“: Wenn sich ein Wort nicht reimen will, wird es eben dazu gezwungen.

Zum Beispiel Offenbach:

„Ach, es bündelt Arschgesichter
Prismagleich, dies Arscheloch!
Leider reimt, so klagt der Dichter,
Es sich nicht auf Offenboch.“

 

Hin und wieder gelingt Gsella ein Glücksgriff. Immer dann, wenn er ohne Fäkalvokabular auskommt und sich merklich mit dem jeweiligen Ort beschäftigt hat, entsteht ein Gedicht, das mit einem zustimmenden Lächeln quittiert werden kann. Leider trifft das nur auf eine handvoll Städte zu. Beim weitaus größten Teil der Lästerlyrik kann die Bewunderung für die kunstvoll und kreativ gestalteten Anfangsbuchstaben der Städte schnell größer werden als die für das Gedicht.

Thomas Gsellas „Reiner Schönheit Glanz und Licht – Ihre Stadt! im Schmähgedicht“ taugt in Ausnahmefällen als Gesprächsbereicherung, wenn in einer Unterhaltung zufällig die richtige Stadt angesprochen wird. Für die meisten der ca. 100 Gedichte lohnen sich die 9,95 € jedoch kaum. Sie entsprechen nicht Gsellas Leistungsfähigkeit und sind bei Bedarf lieber auf „Spiegel Online“ nachzulesen.

Interessant übrigens: Von den über 100 im Register aufgezählten deutschen Städten liegen ganze acht auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Daraus mag jeder seine eigenen Schlüsse ziehen.

Andreas Hönig © 2011 BonMoT-Berlin

Thomas Gsella: Reiner Schönheit Glanz und Licht – Ihre Stadt! im Schmähgedicht, Eichborn, Frankfurt 2011, € 9,95