Was für eine Stimmung! – Kolumne von HG.Butzko

HG Butzko - Kolumne - design c.wankaLiebe Freundinnen und Freunde des politischen Kabaretts,

Eine Stimmung haben wir im Land.
Neulich ist ein Kumpel von mir am helllichten Tag über die Straße gegangen, und nun muss man wissen, mein Kumpel ist ein Schwarzer. Und da stellt sich ein Weißer vor ihn hin und sagt: „Wird Zeit, dass Leute wie du wieder dahin gehen, wo du herkommst.“ Darauf sagt mein Kumpel: „Na toll, was soll ich denn im Sauerland?“

Darauf der Typ: „Ja nee, da wo deine Eltern herkommen.“ – Mein Kumpel: „Ja, auch ausm Sauerland.« – Der Typ: „Ja, dann eben deine Großeltern.“ – „Okay,“ sagt mein Kumpel, „die kommen aus Ghana. Und deine?“ – Darauf der Typ: „Königsberg in Ostpreußen.“ – „Aha,“ sagt mein Kumpel, „Russlanddeutscher… wird Zeit, dass du da hingehst, wo du herkommst.“

Was für eine Stimmung wir haben.
Denn mal so gesehen: Selbst falls mein Kumpel in Afrika geboren wäre, was ist denn das überhaupt für ein Ansatz: Diejenigen, die einfach nur Glück hatten, auf der nördlichen Seite des Mittelmeers geboren zu sein, stellen sich hin, und sagen denen, die einfach nur Pech hatten, auf der anderen Seite geboren zu sein: „Ihr habt hier nix zu suchen.“

Dabei hat ja das Thema, wer wo was nix zu suchen hat, auch seine Ursprünge. Man stelle sich nämlich einfach mal vor, das Schießpulver wäre nach seiner Erfindung von den Chinesen nicht nach Europa gelangt, sondern in Mesopotamien links abgebogen und in Afrika gelandet, und zwar zu einem Zeitpunkt, als man sich in Europa technologisch noch im Stadium von Neandertalern befunden hätte. Gut, wenn ich eine Folge Dschungelcamp sehe, denke ich, dass sich einige auch heute noch im Stadium von Neandertalern befinden.

Aber dann stell dir vor, als nächstes wären dann also bis an die Zähne bewaffnete Afrikaner, also Angolaner, Ugandarer, Simbabwerer, Ägypter, Araber, die wären nach Europa rein, und das erste, was sie gemacht hätten: Mit dem Lineal auf der Landkarte neue Grenzen gezogen. Stell dir mal die Konsequenzen vor. Elsass-Lothringen hätte plötzlich zu Deutschland gehört. „Okay“, sagen welche, „das wär doch ne super Sache.“ Ja, aber Berlin würde plötzlich zu Polen gehören. „Okay“, sagen welche, „das wär auch ne super Sache.“ Ja, aber Köln würde plötzlich zu Holland gehören. Na, da wäre aber Schluss mit lustig.

Und dann stell dir vor, hätten also militärisch haushoch überlegene Afrikaner in Europa Kolonien gegründet, um Rohstoffe und Bodenschätze auszubeuten, und die Gewinne wären komplett in die Taschen der Afrikaner gewandert. Stellt euch mal die Konsequenzen vor, die das bis heute hätte: Ganze Straßenzüge, ganze Stadtviertel im Ruhrgebiet sähen heute noch aus,… wie sie aussehen.

Und dann stelle man sich vor, mit diesen Gewinnen hätten die Afrikaner dann eine Stahlproduktion entwickelt, eine Automobilbranche hoch gezogen, eine Rüstungsindustrie auf den Weg gebracht, und deutsche Malocher und Kumpels hätten dafür schuften und knechten dürfen, ohne an den Profiten beteiligt zu sein. Gut, das war ja auch so. Aber die Profiteure hätten nicht Thyssen oder Krupp geheißen, sondern Gerald und Asamoah.

Und dann stell Dir vor, Aufstände der deutschen Malocher gegen diese Kolonialherren wären blutigst niedergemetzelt worden. 90 Prozent der Bevölkerung z. B. im Saarland hätte man ausradiert, die Lausitz hätte noch heute eine Bevölkerungsdichte wie die Lausitz. Ein Völkermord mit 2,5 Millionen Toten und niemand in Afrika würde sich bis heute dafür auch nur die Kaffeebohne interessieren. Stattdessen würde man mit dem Finger auf die Türken zeigen und sagen, die sollen doch mal ihre Geschichte mit den Armeniern aufarbeiten. Wie geht noch mal der Spruch? Wer im Glashaus sitzt, sollte zum Kacken in den Keller gehen.

Und dann stellt Euch jetzt noch vor, 70 Prozent aller Böden in Deutschland würden heute noch den Nachfahren afrikanischer Großgrundbesitzer gehören. Und auf diesen Böden dürften wir Deutschen Obst und Gemüse ernten. Aber nicht für uns selbst, sondern für die Afrikaner. Dass die nicht immer so einheimisches Zeug essen müssen, wie Bananen und Ananas. So langweilige Sachen wie Litschis, Physalis und Kumquats. Sondern die wollen auch mal exotisches Zeug essen, wie z. B. Spargel und Erdbeeren oder Weisswurscht und Sauerkraut. Oder mal was richtig Exotisches, wie z. B. Seitenbacher Müsli.

Und wie würden die Afrikaner dann diese Art von europäischer Landwirtschaft nennen? Entwicklungshilfe.
Und wenn aufgrund dieser jahrhundertelangen Entwicklung die Wirtschaft in Deutschland nicht auf die Beine käme, und Bewohner aus Deutschland sich auf den Weg nach Afrika machen würden, weil sie zu Hause keine Perspektive mehr sähen, dann würde Afrika Deutschland zum sicheren Herkunftsland erklären, und Bewohner, die hier weg wollen, zu Wirtschaftsflüchtlingen, denen man die Einreise verweigert.

Und wenn man sich dann jetzt noch vorstellt, dass Afrikaner, die in Äquatornähe wohnen, durch den von uns mitverursachten Klimawandel ihre Heimat verlassen müssen, weil sie da nicht mehr überleben können, darf man doch jetzt schon gespannt sein, mit welchem Begriff wir dann diese Flüchtlinge bezeichnen werden.
So eine Stimmung haben wir im Land.

 

©2020 HG.Butzko/ BonMoT-Berlin

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