Michael Krebs: Es gibt noch Restkarten – Kritik

Michael Krebs Restkarten – Foto © Ramon KramerEin ganzer Abend Schwabenfreunde

BERLIN (gc) – Und es war doch eine Premiere! Michael Krebs ist zwar schon eine Weile mit seinem Programm „Es gibt noch Restkarten“ unterwegs, aber im Berliner Comedy Club Kookaburra ist er zum ersten Mal mit Band aufgetreten: Boris und der Onkel machen an Bassgitarre und Cajón eine gute Figur. Michael Krebs zeigt sich am Klavier als ganzer Mann, denn er kann es im Stehen und im Sitzen spielen. Seine Musik abseits der Liedermacherklischees ist frisch und an Pop, Blues und Metal angelehnt.

Denn Metal Fan ist Michael Krebs mit ganzer schwarzer Seele. In seinem kleinen schwäbischen Heimatdorf Neu-Kupfer stand er damit ziemlich allein da. Und vollends zusammengebrochen ist seine Welt, als er merkte, wie die Teufelsgabel der Metal Fans in deutschen Kindergärten mißbraucht wird: Stehen aufgereckter Zeige- und kleiner Finger den einen als Zeichen für Wut, dienen sie den anderen als Flüsterfuchs, „der die Ohren spitzt und den Mund verschließt.“ Der Comedian hat deshalb die Initiative „Flüsterfuchs? – Nein danke!“ gegründet und verteilt seine Aufkleber nach der Show – auch an Kindergärtnerinnen!

Überhaupt spielen Frauen in Michael Krebs´ Programm eine wichtige Rolle. „Meine Freundin ist Grundschullehrerin“, singt er und berichtet von laminierten Liebesbotschaften auf dem Küchentisch und Statusmeldungen der Beziehung in Zeugnisform. Oder er wünscht sich „Meine Freundin sollte von Apple sein“, damit er all die digitalen Vorteile der modernen Zeit genießen und seine Freundin obendrein konfigurieren kann. Nicht zu vergessen „Das Mädchen von der Jungen Union“, das neben den konservativen Idealen auch ungehemmte sexuelle Freizügigkeit lebt. Genauso, wie junge Frauen anderer Jugend-Gliederungen übrigens auch.

Michael Krebs ist Freund des Absurden. Er trifft eine „Brotberaterin“ in der Filialbäckerei und vermutet, sie „legt mit gestörten Brötchen einen Brötchenkreis“. Er stößt im Internet auf eine „Genitalleserin“, die die Zukunft gerade nicht aus dem Kaffeesatz liest, sondern dafür nackte Haut braucht. Mit soviel Merkwürdigkeiten konfrontiert, singt er „Leude“, wo es im Refrain heißt: „Ihr könnt mich alle mal am Arsch lecken, Leute, macht Euren Scheiß doch alleine!“ Eine tolle Hymne für alle, die manchmal an ihrem Alltag zu verzweifeln drohen, weil sie die hohlen Phrasen der Personaler oder die dumm-dreisten Sprüche der Werber nicht mehr ertragen.

Dieser, und all die anderen Höhepunkte der Show, sind über den ganzen Abend verteilt. Manchmal sind die Abstände dazwischen etwas groß, zum Beispiel durch die ausführliche Einführung in das Metal-Wesen, verbunden mit haarigen und musikalischen Beispielen. Oder durch die Berichte von den ersten Kehrwoche-freien Zeiten, als Krebs von Schwaben nach Hamburg gezogen war. Langweilig wird es dabei zwar nie, doch die Struktur verliert ein wenig an Schärfe. Die Show dehnt sich so auf zweieinhalb Stunden aus – aber andererseits bietet dieser Schwabe wirklich viel für das Geld …

Gilles Chevalier © 2012 BonMot-Berlin Ltd.

nächste Termine:
So, 27. Mai 2012: Stuttgart, Renitenz Theater
Do, 31. Mai 2012: Beckum, Stadttheater
Fr, 22. Juni 2012: Mainz, Open Air Bühne Ballplatz

www.michaelkrebs.de

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