Mit Stock und morbidem Reim rockt die Knef das Altersheim

2020-01-30 Knef - Barrierefrei - 01 Foto © Carlo Werndl von Lehenstein

Mit ihrem neuen Programm „Barrierefrei“ zelebriert Ulrich Michael Heissig alias Irmgard Knef die Last und Lust des Alterns

von Axel Schock

BERLIN – Für einen fortgeschrittenen Geburtstag fällt die Deko etwas spärlich aus. Zwischen zwei Luftballons schweben da noch, silbrig glänzend, eine aufblasbare 9 und 5. So glamourös stellt man sich dann wohl die Feierlichkeiten im Tagungsraum eines Altersheims vor. Nun ja, genaugenommen feiert Irmgard Knef ihr halbrundes Jubiläum in der Berliner Bar jeder Vernunft und zudem auch ein wenig verfrüht. Denn erst im kommenden Dezember vor 95 Jahren hat sie, so will es die Legende, mit Zwillingsschwester Hildegard in Ulm das Licht der Welt erblickt. Und während die große Schwester Weltkarriere machte, mühte sich Irmgard ihrerseits, wenn auch weniger erfolgreich, ebenfalls um Ruhm und Karriere. Seit nunmehr 20 Jahren und– je nach Zählung – in mittlerweile sieben bzw. acht Programmen und diversen Specials – spinnt ihr Schöpfer und Darsteller Ulrich Michael Heissig diese Existenz im Schatten Hildes weiter.

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Suche nach dem verlorenen roten Faden

2020-01-04 Brauseboys Kookaburra - Foto © Ritter von Lehenstein 2

»Auf Nimmerwiedersehen« – Die Brauseboys aus dem Wedding bilanzieren das Jahr 2019 im Comedy Club Kookaburra

von Beate Moeller

BERLIN – Auf der Schönhauser Allee vor der Tür des Comedy Club Kookaburra kann man sich aussuchen, über welchen der drei E-Roller man zuerst stolpern möchte. Drinnen läuft »Auf Nimmerwiedersehen 2019 – ein Jahr kommt unter die Räder« über die Bühne. In einigen Beiträgen bezieht sich die Vorlesegruppe aus dem Wedding auf das »gerade frisch verstorbene Jahr«.

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Kleine Häppchen vom großen Mythos

Die Revue „Berlin Berlin“ versucht sich am verruchten und vibrierenden Entertainment der „Goldenden 20er Jahre“

von Axel Schock

BERLIN – Wer auch immer sich den Begriff der „Goldenen Zwanziger Jahre“ einst ausgedacht hat, er oder sie war ein genialer Marketingstratege. Denn „golden“ war dieses Jahrzehnt lediglich für die Happy Few, die nicht als Arbeitslose oder verarmt ums Überleben kämpften oder menschenunwürdig in Mietskasernen mehr vegetierten, denn lebten. Die lichterglänzenden Etablissements am Tauentzien, am Potsdamer Platz oder am luxuriösen Ende der Friedrichstraße konnten sich die Durchschnittsberliner kaum leisten. Der Glamour dieser Tage aber ist längst zum märchenhaften Mythos geronnen, der nun, ein Jahrhundert später, einmal mehr fasziniert und inspiriert. Volker Kutschers Romanreihe und die Netflix-Verfilmung unter dem Titel „Babylon Berlin“ haben den sich wandelnden Geist und die widersprüchliche Gesellschaft zwischen Rausch und Verderben eindringlich erfasst und damit einen neuerlichen Hype ausgelöst.

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Bowie forever: Ein expressiv-exzentrisches Denkmal

Sven Ratzkes Deutschland-Premiere »Where Are We Now« in der Bar jeder Vernunft

von Axel Schock

BERLIN – Er kommt nicht von ihm los. 2015 hatte sich Sven Ratzke mit „Starman“ schon einmal mit den unendlichen Weiten von David Bowies Universum beschäftigt. Mit Zustimmung des Meisters himself hatte sich der Deutsch-Niederländer vor allem die Glamrock-Songs der Siebziger herausgegriffen und sie mit seinen irrlichternden, surrealen Geschichten kombiniert. Mit der zu Recht gefeierten Show hat Ratzke die halbe Welt bereist, und wahrscheinlich könnten er und seine Band damit auch noch heute touren.

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Der Wettbewerb um die 34. St. Ingberter Pfanne – Vierter Tag

Impression - Foto © Rainer HagedornSulaiman Masomi, Dirk Omlor, Alte Mädchen

von Gilles Chevalier

ST. INGBERT – Sulaiman Masomi eröffnet den letzten Wettbewerbstag mit Ausschnitten aus seinem Programm „Morgen-Land“. Seit einem halben Jahr sei er mit dem Programm auf Tour – die Texte besitzen dafür bereits eine ungewöhnliche Bekanntheit.

Da ist „Der Rat der Sprache“. Er tagt, weil der Genitiv im Sterben liegt und die Ursache dafür herausgefunden werden soll. Ein himmlischer Ritt durch die deutsche Grammatik und über alle rhetorischen Figuren hinweg. Weiterlesen

Der Wettbewerb um die 34. St. Ingberter Pfanne – Dritter Tag

Florian Hacke, Olaf Bossi, Quichotte

von Gilles Chevalier

ST. INGBERT – Auch am dritten Wettbewerbstag treten in St. Ingbert noch keine Frauen auf. Aber man nähert sich langsam der weiblichen Perspektive, indem drei Doppelväter den Abend gestalten.

Florian Hacke ist Schauspieler und für ein Jahr in Elternzeit, damit seine Frau studieren kann. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit hat er in dem Programm „Hasenkind du stinkst“ verarbeitet. Da ist eine ganze Reihe Vorurteile seiner Mitmenschen, die sowohl die Elternschaft, als auch die Elternzeit betreffen. Hacke stellt das sehr unterhaltsam dar, man versteht aber auch, dass ihn die Bedenken und Vorstellungen der anderen stören. Besonders ungünstig sei dabei für ihn, dass ihm die passende Antwort immer erst eine halbe Stunde später einfällt… Weiterlesen

Der Wettbewerb um die 34. St. Ingberter Pfanne – Zweiter Tag

Scharrenberg - Foto © Rainer HagedornJean-Philippe Kindler, Gabor Vosteen, Jakob Friedrich

von Gilles Chevalier

ST. INGBERT – Zum Wettbewerb um die St. Ingberter Pfanne gehört natürlich auch ein Moderator. Gekonnt stellt Philipp Scharrenberg jeden Teilnehmer in Reimform vor. Er findet die richtige Länge und macht Appetit auf die Künstler, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu spielen.

„Mensch ärgere Dich“ heißt das Programm des 23-jährigen Jean-Philippe Kindler. Seit drei Jahren spielt er auf der Bühne und hat beim Poetry Slam schon große Erfolge gefeiert. Klar, dass ihm Fridays for Future nahegeht. Doch zu den Akteuren und ihrer Anführerin kann er nur das bereits Bekannte sagen. Schon ist ein Drittel seines dreiviertelstündigen Auftritts vorbei, ohne dass Substanzielles geschehen ist. Weiterlesen

Der Wettbewerb um die 34. St. Ingberter Pfanne – Erster Tag

Sebastian Lehmann, William Wahl, Fatih Cevikkollu

von Gilles Chevalier

ST. INGBERT – Die zwölf Finalisten im 34. Wettbewerb um die St. Ingberter Pfanne kämpfen um vier Preise, die mit jeweils 4.000 ,- € dotiert sind. Die Jury verleiht zwei Preise, jeweils einen Preis verleihen die Jugendjury und das Publikum.

Der erste Teilnehmer ist Sebastian Lehmann, der Ausschnitte aus seinem Lesebühnen-Programm „Elternzeit“ zeigt. Der Mittdreißiger aus dem Breisgau lebt in Berlin und bringt die Telefonate mit seinen Eltern auf die Bühne. Die sind gut situiert und sorgen sich um den freischaffenden Sohn. Weiterlesen

Cool, kühn, kultig – Kritik Open Stage in der Wildenbruch Bar

2019-01-31 Wildenbruch Bar - Foto © Ritter von LehensteinOpen as open stages can be in Nord-Neukölln

Vom Ritter von Lehenstein

BERLIN – In unserer liveundlustig-Gruppe auf Facebook nutzen immer mehr Künstler und Veranstalter die Möglichkeit, auf ihre Aktionen hinzuweisen. So können auch wir von liveundlustig immer wieder Neues entdecken und – dann auch besuchen.

Neben den Theatern in allen Größen, gibt es viele kleine Läden, Bars und Vereine, die zum Teil regelmäßige Mixed Shows, Lesungen oder Musikabende anbieten, oft auch bei freiem Eintritt. So auch die Wildenbruch Bar, Weiterlesen

Es steppt der Wortgrizzly – Kritik Jochen Malmsheimer

2019-01-31 Wildenbruch Bar - Foto © Ritter von Lehenstein

Dogensuppe Herzogin – ein Austopf mit Einlage

Vom Ritter von Lehenstein

BERLIN – Volles Haus und ein gemischtes Volk. Vom 18-jährigen bis zum Standard-Kabarettpublikum zieht Jochen Malmsheimer Besucher in die Wühlmäuse. Sie lachen, toben und kommen nicht zur Ruhe.
Malmsheimer eröffnet mit einer von seinem gebenedeiten Agenten handelnde Geschichte. Gegen seinen Willen wird er zum Schreiben eines neuen Programms gezwungen, was er prompt ablehnt. Doch dann besinnt er sich.

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Opening Gala – 31. IKF 2019

Eröffnungs Gala zur 31. internationalen Kulturbörse in Freiburg

vom Ritter von Lehenstein

FREIBURG – Die vier Akkordeonisten von Danças Ocultas aus Portugal eröffnen und schließen den Auftakt zur 31. Internationalen Kulturbörse Freiburg (IKF). Eindeutig beherrschen sie ihre Instrumente und sind hörenswert, jedoch als first act.

Als Timo Wopp, der diplomierte Kaufmann, Wahlberliner und Vater, nun als Moderator auf die Bühne prescht und das Programmtempo schlagartig antreibt, bekommt man das Gefühl, doch auf der richtigen Veranstaltung zu sein. Er führt durch den Abend und lässt es sich nicht nehmen, Weiterlesen

Letzte „Zugabe“ – kabarettistischer Rückblick auf 2018 mit Volkmar Staub & Florian Schroeder – Kritik

Der letzte gemeinsame Akt

von Beate Moeller

BERLIN – „Was hat’s gebracht?“, fragen Volkmar Staub und Florian Schroeder mit der „Zugabe“ seit 2003 regelmäßig zum Ende des Jahres. Zu Anfang war das eine Chance für den talentierten Newcomer Schroeder, inzwischen haben die beiden eine Dramaturgie des Abends entwickelt, mit festen Bestandteilen, die vom Publikum schon erwartet werden.

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Hymnen für Träumer – nach 10 Jahren wieder eine CD von Rainer Bielfeldt

Rainer Bielfeldts neues Soloalbum „Die Erinnerung von Morgen“
von Axel Schock

BERLIN – Die Fans von müssen wahrlich Geduld haben. Ein Jahrzehnt haben sie auf ein neues Album des Komponisten, Songwriters und Pianisten warten müssen. Auch als 2003 „Alles nur ein Traum“ erschein, kam dies fast einem Comeback gleich. Acht Jahre und acht Programme lang war er zuvor als Bühnenpartner mit Gayle Tufts erfolgreich durch die Lande getourt. Doch erst als dieses Kapitel beendet war, fand er wieder die Zeit, um sich wieder der eigenen Chansonnierkarriere widmen und einfach nur „Sänger sein“ zu können (um einen seiner Albumtitel zu zitieren). Weiterlesen

Brandrede aus dem Herrenhandtäschchen – Kritik Erwin Pelzig

Frank-Markus Barwasser/ Erwin Pelzig „Weg von hier“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Nix wie „Weg von hier“ hat sich Frank-Markus Barwasser wohl gesagt, als er für sein neues Programm recherchiert – und festgestellt – hat, dass alles furchtbar ist. Nur wohin? Das weiß auch Barwasser, besser bekannt als Erwin Pelzig, nicht. Weil es in der Welt in Zeiten der Globalisierung nur noch wenig Verstecke gibt. Die kennt aber nun mal nicht jeder. Schon gar nicht der aus Franken kommende Konsonantenschänder Pelzig, der „Siechmar“ sagt, wenn er „Sigmar“ (Gabriel) und „Lüchen“, wenn er „Lügen“ meint („Geheimdienste haben Abteilungen für Lüchen“.). Weiterlesen

Therapie zwecklos – Kritik Thilo Seibel

Thilo Seibel: „Wenn schon falsch, dann auch richtig“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Welche Torte ist am effektivsten? Nein, es ist nicht der Käsekuchen, es ist die Blaubeertorte, weil sie jede Menge irreversibler Schäden beim Empfänger hinterlässt. Wenn es nach Thilo Seibel geht, besitzt der solcherart Beschossene in der Regel diktatorische Qualitäten. „Wenn schon falsch, dann auch richtig“ heißt das Programm des Kölner Kabarettisten, mit dem er landauf landab unterwegs ist – und zeigt, was – und vor allem wer – in ihm steckt.

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