Kleine Häppchen vom großen Mythos

Die Revue „Berlin Berlin“ versucht sich am verruchten und vibrierenden Entertainment der „Goldenden 20er Jahre“

von Axel Schock

BERLIN – Wer auch immer sich den Begriff der „Goldenen Zwanziger Jahre“ einst ausgedacht hat, er oder sie war ein genialer Marketingstratege. Denn „golden“ war dieses Jahrzehnt lediglich für die Happy Few, die nicht als Arbeitslose oder verarmt ums Überleben kämpften oder menschenunwürdig in Mietskasernen mehr vegetierten, denn lebten. Die lichterglänzenden Etablissements am Tauentzien, am Potsdamer Platz oder am luxuriösen Ende der Friedrichstraße konnten sich die Durchschnittsberliner kaum leisten. Der Glamour dieser Tage aber ist längst zum märchenhaften Mythos geronnen, der nun, ein Jahrhundert später, einmal mehr fasziniert und inspiriert. Volker Kutschers Romanreihe und die Netflix-Verfilmung unter dem Titel „Babylon Berlin“ haben den sich wandelnden Geist und die widersprüchliche Gesellschaft zwischen Rausch und Verderben eindringlich erfasst und damit einen neuerlichen Hype ausgelöst.

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Jazzige Pop-Chansons aus der Schweiz

Michael von der Heides neues Album „Rio Amden Amsterdam“

von Axel Schock

BERLIN – Was ist dem deutschen Publikum da in den vergangenen zwei Jahrzehnten alles schon entgangen! Aber für manchen Künstler scheinen die Alpen nur schwer zu überwinden zu sein. Wobei man Michael von der Heide wahrlich nicht vorhalten kann, er habe sich zu wenig bemüht. Zwischenzeitlich schien es nur eine Frage der Zeit, bis auch ihm hierzulande die Menschen zu Füßen liegen.

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Bowie forever: Ein expressiv-exzentrisches Denkmal

Sven Ratzkes Deutschland-Premiere »Where Are We Now« in der Bar jeder Vernunft

von Axel Schock

BERLIN – Er kommt nicht von ihm los. 2015 hatte sich Sven Ratzke mit „Starman“ schon einmal mit den unendlichen Weiten von David Bowies Universum beschäftigt. Mit Zustimmung des Meisters himself hatte sich der Deutsch-Niederländer vor allem die Glamrock-Songs der Siebziger herausgegriffen und sie mit seinen irrlichternden, surrealen Geschichten kombiniert. Mit der zu Recht gefeierten Show hat Ratzke die halbe Welt bereist, und wahrscheinlich könnten er und seine Band damit auch noch heute touren.

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Die Sieger der St. Ingberter Pfanne 2019

Fatih Ҫevikkollu, Florian Hacke, Jean-Philippe Kindler und Quichotte ausgezeichnet

von Beate Moeller

BERLIN – Wie komisch! Schon wieder vier männliche Preisträger. Auf der Suche nach hoffnungsvollen neuen Talenten hatten bereits die Experten aus dem Saarland eine feine Spürnase bewiesen, als sie Fatih Ҫevikkollu auf die Teilnehmerliste gesetzt hatten. Beim Wettbewerb hat dann auch die Fachjury entdeckt, dass der Mann was kann und ihn mit einem der beiden Jurypreise ausgezeichnet. »Der Kabarettist hat die Bühne beherrscht wie kein anderer. Politisches Kabarett vom Feinsten wurde geboten. Weiterlesen

Der Wettbewerb um die 34. St. Ingberter Pfanne – Vierter Tag

Impression - Foto © Rainer HagedornSulaiman Masomi, Dirk Omlor, Alte Mädchen

von Gilles Chevalier

ST. INGBERT – Sulaiman Masomi eröffnet den letzten Wettbewerbstag mit Ausschnitten aus seinem Programm „Morgen-Land“. Seit einem halben Jahr sei er mit dem Programm auf Tour – die Texte besitzen dafür bereits eine ungewöhnliche Bekanntheit.

Da ist „Der Rat der Sprache“. Er tagt, weil der Genitiv im Sterben liegt und die Ursache dafür herausgefunden werden soll. Ein himmlischer Ritt durch die deutsche Grammatik und über alle rhetorischen Figuren hinweg. Weiterlesen

Der Wettbewerb um die 34. St. Ingberter Pfanne – Dritter Tag

Florian Hacke, Olaf Bossi, Quichotte

von Gilles Chevalier

ST. INGBERT – Auch am dritten Wettbewerbstag treten in St. Ingbert noch keine Frauen auf. Aber man nähert sich langsam der weiblichen Perspektive, indem drei Doppelväter den Abend gestalten.

Florian Hacke ist Schauspieler und für ein Jahr in Elternzeit, damit seine Frau studieren kann. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit hat er in dem Programm „Hasenkind du stinkst“ verarbeitet. Da ist eine ganze Reihe Vorurteile seiner Mitmenschen, die sowohl die Elternschaft, als auch die Elternzeit betreffen. Hacke stellt das sehr unterhaltsam dar, man versteht aber auch, dass ihn die Bedenken und Vorstellungen der anderen stören. Besonders ungünstig sei dabei für ihn, dass ihm die passende Antwort immer erst eine halbe Stunde später einfällt… Weiterlesen

Der Wettbewerb um die 34. St. Ingberter Pfanne – Zweiter Tag

Scharrenberg - Foto © Rainer HagedornJean-Philippe Kindler, Gabor Vosteen, Jakob Friedrich

von Gilles Chevalier

ST. INGBERT – Zum Wettbewerb um die St. Ingberter Pfanne gehört natürlich auch ein Moderator. Gekonnt stellt Philipp Scharrenberg jeden Teilnehmer in Reimform vor. Er findet die richtige Länge und macht Appetit auf die Künstler, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu spielen.

„Mensch ärgere Dich“ heißt das Programm des 23-jährigen Jean-Philippe Kindler. Seit drei Jahren spielt er auf der Bühne und hat beim Poetry Slam schon große Erfolge gefeiert. Klar, dass ihm Fridays for Future nahegeht. Doch zu den Akteuren und ihrer Anführerin kann er nur das bereits Bekannte sagen. Schon ist ein Drittel seines dreiviertelstündigen Auftritts vorbei, ohne dass Substanzielles geschehen ist. Weiterlesen

Der Wettbewerb um die 34. St. Ingberter Pfanne – Erster Tag

Sebastian Lehmann, William Wahl, Fatih Cevikkollu

von Gilles Chevalier

ST. INGBERT – Die zwölf Finalisten im 34. Wettbewerb um die St. Ingberter Pfanne kämpfen um vier Preise, die mit jeweils 4.000 ,- € dotiert sind. Die Jury verleiht zwei Preise, jeweils einen Preis verleihen die Jugendjury und das Publikum.

Der erste Teilnehmer ist Sebastian Lehmann, der Ausschnitte aus seinem Lesebühnen-Programm „Elternzeit“ zeigt. Der Mittdreißiger aus dem Breisgau lebt in Berlin und bringt die Telefonate mit seinen Eltern auf die Bühne. Die sind gut situiert und sorgen sich um den freischaffenden Sohn. Weiterlesen

Abschied von einem großen Sachsen

Manfred Uhlig ist mit 91 Jahren gestorben
von Harald Pfeifer
Sein Humor war geradezu entwaffnend. Er konnte selbst mit bekannten Witzen bezaubern. Der sächsische Humor war einfach seine Lebensart. Seine Art, der Welt, wie sie auch sein mochte, zu begegnen. Für sein Publikum war er quasi Volkseigentum. Aber ganz so lustig war das alles nicht, denn Quatsch braucht Ordnung. Jeder Witz ist Präzisionsarbeit. Und so ließ Manfred Uhlig nicht locker, bis der Quatsch wahrhaft zu strahlen begann.

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Neue Kabaretttalente gesucht – Jetzt für „Das Schwarze Schaf 2020“ bewerben!

Noch bis zum 15. September 2019 können Nachwuchstalente aus dem deutschsprachigen Raum ihre Bewerbung für die renommierte Kabarettauszeichnung einreichen

ESSEN – Der vom niederrheinischen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch gegründete Kabarettpreis „Das Schwarze Schaf“ geht in die elfte Runde: Ob Einzelperson oder Gruppe – deutschsprachige Nachwuchskünstlerinnen und -künstler der Kabarettszene können sich jetzt für die Teilnahme am Wettbewerb um die beliebte Auszeichnung bewerben. Voraussetzung ist, dass sie am Anfang ihrer Karriere stehen und in ihrem Programm ausschließlich eigene Texte verwenden. Einsendeschluss für die Einreichungen ist der 15. September 2019. Alle Informationen sowie die vollständigen Teilnahmebedingungen finden Interessenten beim „Schwarzen Schaf“.

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32. Internationale Kulturbörse Freiburg 2020 – Countdown läuft

Bewerbungen für Live-Auftritte noch bis 30. Juni 2019

Nach der Kulturbörse ist vor der Kulturbörse. So blickt der internationale Branchentreffpunkt der Kultur-und Eventszene – die Internationale Kulturbörse Freiburg – in Richtung 2020, wenn die Messe zum 32. Mal stattfindet: vom 26. bis zum 29. Januar 2020 auf dem Messegelände Freiburg. Circa 400 Aussteller und über 180 Live-Auftritte werden wieder zeigen, was die Kulturszene aktuell zu bieten hat. Save the date!

Noch bis zum 30. Juni 2019 können sich Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Darstellende Kunst und Musik HIER online für einen Live-Auftritt bewerben. Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich Straßentheater (Performances und Walk Acts) haben noch Zeit bis zum 15. September 2019.

Aussteller erhalten bei Buchung eines Messestandes bis zum 30. Juni 2019 einen Frühbucherrabatt von 10 % HIER.

 

Die weiblichste Krähe aller Zeiten

Miss Allie, Andrea Volk und Pascal Franke gewinnen Tuttlinger Krähen 2019

von Beate Moeller

TUTTLINGEN – So weit in den Norden ist die „Tuttlinger Krähe“ lange nicht mehr geflogen: 750 km reist die Gewinnerin der „Tuttlinger Krähe 2019“, „die kleine Singer-Songwriterin mit Herz“, Miss Allie, in ihre Heimat Lüneburg. Mit im Gepäck hat die Hauptpreisträgerin mit der Bronzeplastik des Tuttlinger Künstlers Roland Martin eine der wichtigsten deutschen Kleinkunsttrophäen. Und dazu einen gedeckten Scheck über 4.000 €.

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Endlich klare Richtlinien für die Satire

Christoph Jungmann - Foto © Ritter von Lehenstein
Christoph Jungmann als Mutti Angela

Jetzt schnell bei der EU registrieren!

von Beate Moeller

Brüssel – Ist das noch Kunst oder schon Beleidigung? Darf ich Namen nennen? Welcher Finger der Hand gilt international als untadelig? – Diese und ähnliche Fragen stellen sich Kabarettisten und Comedians immer wieder, seit Jan Böhmermann des Menschen Liebe zum Haustier öffentlich zu konkret formuliert hatte.

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Quatsch mit tieferer Bedeutung

Zum Tod von Olaf Böhme

von Harald Pfeifer

DRESDEN – Allgemein verbindet man den Dresdner Doktor der Mathematik und Kabarettisten Olaf Böhme mit seiner Figur des „betrunkenen Sachsen“. Damit feierte er vor knapp 30 Jahren große Erfolge. Die betütelte Volksfigur passte präzise in die Zeit der aufkommenden Comedy, in der über Jux und Dollerei kaum etwas ging. Zwar war da oft weit mehr, aber man war halt auf Spaß aus. Genau das führte dazu, dass er auch über die Grenzen Sachsens hinaus wahrgenommen wurde.

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Worüber darf man Witze machen? – Kolumne von HG.Butzko

HG Butzko - Kolumne - design c.wankaLiebe Freundinnen und Freunde des politischen Kabaretts,

ab und zu werde ich gefragt: „Worüber darf man Witze machen, wo ist für Sie die Grenze?“ Und dann lautet meine Antwort jedes Mal: „Ganz einfach: Ich bin weiß, männlich und heterosexuell. Das heißt, in mir vereinigen sich drei gesellschaftlich privilegierte Dominanzgruppen. Und wenn ich als ein solches Prachtexemplar auf etwas keinen Bock habe, dann ist es, mich dem „das-wird-man-doch-wohl-noch-sagen-dürfen“ anzuschließen und Witze auf Kosten von unterdrückten, diskriminierten oder dominierten Gruppen zu machen. Ich bin schließlich Schalker, ich habe also Erfahrung, wie sich das anfühlt.
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