Han’s Klaffl: 40 Jahre Ferien – Ein Lehrer packt ein – Kritik

Höchststrafe: Schule lebenslänglich

Hans Klaffl - Foto PRBERLIN (gc) – Es gibt schlecht angesehene Berufsgruppen. Wer etwa sagt, Investmentbanker, ehemaliger Bundespräsident oder Lehrer zu sein, erntet bei seinem Gegenüber häufig merkwürdige Blicke. Han’s Klaffl ärgert das. Er ist selbst Lehrer, aber nur, weil er „ein 68er war und provozieren wollte“. Ablehnung oder gar Mitleid bei seiner Berufsnennung hat er satt und gewährt deshalb Einblicke in seine Arbeit an einem bayerischen „Lukas-Podolski-Gymnasium“. Als Lehrer arbeitet er nur noch in Altersteilzeit.

Im ausverkauften Berliner Mehringhoftheater hat er seine überwiegend noch verbeamteten Kollegen sehr gut unterhalten. Die größten Lacher gab es nämlich an Stellen, die sich einem Nicht-Lehrer gar nicht sofort erschließen: Bei der Beschreibung einer Lehrerkonferenz zum Beispiel. Die Tagesordnungspunkte Weiterlesen

Han’s Klaffl: 40 Jahre Ferien – Ein Lehrer packt ein – Berlin-Premiere – Programmtipp

Der bayerische Staatskabarettist mit Pensionsanspruch gibt Nachhilfe in der Hauptstadt

Hans Klaffl - Foto PRBERLIN (bm) – Bitte beachten Sie: Nach Art.56 BayEUG haben Sie pünktlich zu erscheinen; unterrichtsfremde Gegenstände, bauchfreie Kleidung, Handys und MP3-Player sind nicht erlaubt. Im Krankheitsfall ist umgehend das Sekretariat zu verständigen.

Ein gefundenes Fressen für alle Lehrer und alle, die einer werden wollen, und alle, die eine Schwäche für’s weltverbessernde Kabarett haben:
Han’s Klaffl, (Musik-) Lehrer aus Leidenschaft, geht in seinem Solo über Lehrer, Schüler und Eltern den Klischees über die Zunft der Pädagogen auf den Grund. „Das tut man nicht“, meinten vorab die kollegialen Bedenkenträger. Aber dann macht es ein Kabarettist eben besonders gerne. Schließlich geht es um eines der letzten gänzlich unerforschten Biotope unserer Gesellschaft: die Schule.

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Pigor singt. Benedikt Eichhorn muss begleiten – Programmtipp

Pigor Volumen7 - Foto © Thomas NitzVolumen 7 – Cool Cabaret in der Bar jeder Vernunft

BERLIN (bm) – Pigor & Eichhorn, die Erfinder des Salon Hip Hops treten in einer überraschenden Formation auf: Mit Emanuel Hauptmann am Schlagzeug und Stefan Gocht an Posaune und Tuba geben sie ihren Chansons eine neue herzhafte Note. Ob Jazzchanson oder PrenzelPolka, die Songs krachen, swingen und nehmen uns mit, immer weiter hinein ins 21. Jahrhundert.

Pigor zetert, schluchzt, jammert und regt sich herrlich auf über den DFB, lügnerische Piloten, und er schleudert den native speakers ein Englisch ins Gesicht, dass ihnen Angst und Bange wird.

Die Träger des Deutschen Kleinkunstpreises und des Österreichischen Kabarettpreises stehen für eine aktuelle, Weiterlesen

Thomas Stipsits & Manuel Rubey: Triest

Stipsits & Rubey - TRIEST

Sehnsucht nach Florenz

WIEN (pb) – Überraschungen sind doch das Schönste. Wenn ein Publikumsliebling unter den heimischen Kabarettisten aus Freundschaft und Freude zusammen mit einem bislang vorrangig als Schauspieler und Musiker in Erscheinung getretenen Falco-Film-Darsteller ein Programm mit dem ergebnisoffenen Titel „Triest“ schreibt und spielt, kann doch niemand ahnen, dass dabei ein ebenso spaßiges wie berührendes, sensationell gelungenes Stück Kleinkunstgeschichte herauskommt. Sehr super! So sehr man auch die Kirche im Dorf lässt. Das sei mal festgehalten für alle, die nur den ersten Absatz lesen.

Thomas Stipsits und Manuel Rubey verkörpern in ihrem Duo-Debut (Regie : Andi Peichl) das Personal und die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs mit dem schönen Namen „Bloody Mary“, an dessen Bord gerade ein Film mit dem nicht minder schönen Namen „Die letzten Sonnenstrahlen des Glücks“ gedreht werden soll. In den Hauptrollen : Harald Krassnitzer und Christiane Hörbiger. Wer sonst? Die beiden zentralen Figuren von „Triest“ sind allerdings Stipsits und Rubey selbst. Ersterer ist als Bord-Entertainer, zweiterer als Film-Nebendarsteller angeheuert worden. Und sie müssen sich eine enge Kabine teilen.

Soweit die idealen Voraussetzungen für jede Menge Situationskomik und eine abwechslungsreiche Parade absurd-komischer Szenen und Charaktere, bei denen auch die Selbstironie und Insider-Anekdoten nicht zu kurz kommen.

Nicht unwesentlich zu der Wirksamkeit der gewitzten Mono- und Dialoge trägt das exakte Zusammenspiel mit der Tontechnik bei. Christian Stipsits – der kleine Bruder der unverändert entwaffnend lausbübischen Rampensau – sorgt am Mischpult für den Soundtrack zum Geschehen und die akustische Illustration der pantomimisch angedeuteten Requisiten. Das macht Spaß. Vor allem, wenn in der Geschwindigkeit mal ein falsches Geräusch zugespielt wird. Dann können dann sowohl Stipsits als auch Rubey ihrer sympathischen Spontaneität freien Lauf lassen.

Aber sonst? Mit einer in der Kleinkunstszene eher unüblichen, ja fast schon unheimlichen Perfektion und Präzision setzen sie ihre Geschichte in Szene. Pointe für Pointe. Ganz locker. Da steckt so viel Arbeit dahinter!

Da sitzt man dann als professioneller Beobachter des tadellosen Bühnengeschehens in der Pause mit Kollegen da, und geniert sich fast schon ein wenig dafür, dass man den einen oder anderen Mangel im Programm sucht: Ja, die Männer-Unterhaltung im Doppelbett hätte ein wenig kürzer sein können. Da geht die Spannung doch ein wenig verloren. Genau. Und die witzige Dreharbeiten-Szene mit dem Hampelmann von Regisseur verträgt auch noch ein paar Streichungen. Ist der Georg Friedrich schon bekannt genug für eine Parodie? Blablabla. Widerlich in Wahrheit. Meckern auf höchstem Niveau halt.

Und was machen Stipsits und Rubey, diese beiden großartigen Schelme ? Das einzig richtige: Sie setzen eine zweite Hälfte drauf, die jeden Kritiker zum Verstummen bringt. Zuerst ein Knalleffekt. Dann ein teils musikalisches, originelles Nummern-Potpourri – u.a. mit einem Dialog aus Filmzitaten, Dracula auf Wohnungssuche und einer ganzen Lebensgeschichte nur aus dummen Sprüchen und altbekannten Lebensweisheiten. Das ist alles nicht nur saukomisch, sondern – wenn man so will – auch im Kontext der Geschichte absolut gerechtfertigt. Und dann kommt noch das Finale. Und was für eines! Meine Herren! Über die Story der zweiten Halbzeit sollte ja eigentlich nichts verraten werden. Nur so viel vielleicht: Wann waren Sie im Kabarett das letzte Mal zu Tränen gerührt? Und kein einziger Ruf nach Zugabe. Jeder hat’s verstanden. Brillante Arbeit, große Kunst, beste Unterhaltung. Glückwunsch & Danke!

Peter Blau © 2011 kabarett.at

Nächste Termine TRIEST:
22.11.2011: Gleisdorf, Forum-Kloster
23.11.2011: Klagenfurt, Universität
25.11.2011: Wien, Rothneusiedlerhof
26.11.2011: Großwarasdorf, KUGA
1.12.2011: Wien, Stadtsaal
2.12.2011: Wien, Stadtsaal

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www.manuelrubey.com